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Saisonabschluss in Greiz endet denkbar knapp

Markneukirchens Publikumsliebling, ‚Mr. Zuverlässig‘, Patryk Dublinowski gewann auch seinen letzten Saisonkampf in beeindruckender Art und Weise – und am Ende auch mit technischer Überlegenheit.

Fast hätten die Ringer der WKG Markneukirchen/Gelenau dem bislang ungeschlagenen Tabellenführer RSV Rotation Greiz am letzten Kampftag der 2. Bundesliga Staffel Ost ein Bein gestellt. Doch am Ende eben nur fast.


Ein Raunen ging schon beim öffentlichen Wiegen durch die bereits gut gefüllten Ränge der Sporthalle an der Eisbahn in Greiz, denn beim Gastgeber fehlten nicht nur die ungarischen Verstärkungen mit Alex Szöke und Attila Tösmagi, sondern auch einige weitere Stammringer wie Robin Nuding, oder Lucas Gansi. Damit war schon nach der Waage absehbar, dass es ein spannungsgeladenes Vogtland-Derby geben wird, zudem eine eindrucksvolle Zuschauerkulisse mit weit über 1000 Ringkampfanhängern, darunter auch etwa 80 Markneukirchner Schlachtenbummler, für großartige Stimmung sorgte.


Die Gastgeber mit den ersten Punkten auf der Anzeigetafel, der Ex-Markneukirchner Razvan Kovacs (61 kg) kämpfte im ungewohnten griechisch-römischen Stil und ließ dennoch dem deutschen Juniorenmeister Mark Wagner beim 15:0 keine Chance. Zwar übersah Kampfrichter Meik Stahl (Südbaden) bei mehreren Aktionen des international erfahrenen Rumänen die Beinarbeit, dennoch war es ein souveräner Sieg des Freistilspezialisten im ‚klassischen Kampfstil‘.


Überlegen war auch die Kampfesweise von Radoslaw Baran (130 kg/FR) im schwersten Limit. Konnte das Greizer Eigengewächs Sebastian Wendel in der ersten Runde noch einigermaßen gegen den Polen mithalten, so holte Baran im zweiten Kampfabschnitt Punkt für Punkt zum 15:0-Abbruchsieg durch technische Überlegenheit.


Hin und Her wogte das Geschehen in dieser Begegnung, die an Spannung weiter zunahm. Roman Walter (66 kg/FR) tat sich schwer gegen den Greizer Moritz Langner. Zwar schaffte es der Markneukirchner Routinier nicht, eigene Beinangriffe in Punkte umzumünzen, hielt aber auf der anderen Seite die 0:4-Punktniederlage in Grenzen, so das nur zwei Mannschaftspunkte dem Konto der Greizer gutgeschrieben wurden.


Beim Duell von Agil Musaev (98 kg/GR) gegen den jungen Emil Thiele hatten selbst die Greizer einen vorzeitigen Überlegenheitssieg von Musaev erwartet, doch der Markneukirchner Halbschwergewichtler agierte nur in den ersten beiden Kampfminuten wie erwartet, kämpfte nicht mannschaftsdienlich weiter, sondern gab sich jedoch frühzeitig mit einem 6:0 zufrieden, ein Ergebnis, das nur zwei Zähler statt der erwarteten vier auf das Konto der WKG brachte. Der Sieger hieß hier damit eher Emil Thiele, der sich gut verteidigt hatte und diese fehlenden, beiden Punkte sollten sich beim Endergebnis für die WKG Markneukirchen/Gelenau noch schmerzlich bemerkbar machen.


Im letzten Duell vor der Pause kochte die Stimmung in der Halle noch einmal richtig hoch, denn der für Greiz ringende Christian Fetzer (71 kg/GR) absolvierte seinen allerletzten Ligakampf, nachdem er vom Deutschen Ringer- Bund im Laufe der Woche zum Nachwuchs-Bundestrainer im griechisch-römischen Stil berufen wurde. Nachdem Marco Stoll vergangene Woche aus dem Mannschaftsgefüge der Zweitligamannschaft ausgestiegen ist und im Regionalligateam der WKG gegen Pausa/Plauen kämpfte, stand Serdar Durmus auf der Matte, der zunächst respektlos gegen Fetzer auftrat und nach der ersten Runde 6:2 führte. Doch dann drehte der Routinier aus Heidenheim auf und riss in seinen Abschiedskampf den Sieg  mit 14:6 noch aus dem Feuer. Christian Fetzer verabschiedete sich nach vier Jahren in einer emotionalen Ansprache aus Greiz. Pausenstand: 9:6 für Greiz.


Diesen Punktestand korrigierte Patryk Dublinowski (86 kg/FR) in beeindruckender Weise gegen Maximilian Kahnt. Der Markneukirchner Publikumsliebling sammelte noch in der ersten Runde des Kampfes mit sehenswerten Beinangriffen 16:0 Punkte zum Abbruchsieg durch technische Überlegenheit. Damit lag Markneukirchen erneut mit 10:9 in Front. Erstaunlich stark schlug sich Markneukirchens Nachwuchstalent Dennis Aleksandryuk (75 kg/FR) gegen den Bronzemedaillengewinner der Europameisterschaft von 2022, Nicolai Grahmez. Erst in Runde zwei zog der Moldawier, der seit 2014 erfolgreich auf internationaler Bühne kämpft, bis auf 19:4 davon. Greiz eroberte sich damit die Führung zurück. Dann ließ Aigazi Minatulaev (80 kg/FR) gegen Maximilian Besser nichts anbrennen und sorgte kurz nach Anpfiff der zweiten Kampfrunde für den 16:0-Sieg, die WKG damit erneut mit 14:13 vorn.


Niklas Ohff (75 kg/GR) hätte in seiner Stilart gegen den Freistilspezialisten Zsombor Gulyas für eine Vorentscheidung sorgen können, ja müssen. Doch als der Landestrainer aus Leipzig in den Reihen der Greizer Mitte der zweiten Runde beim Stand von 1:1 für Ohff (bedingt durch die letzte Wertung) viel Druck machte, warf sich Ohff ohne Not in einen Wurf, wurde gekontert und fand sich in der Ringerbrücke wieder. Der Greizer brachte den knappen Vorsprung über die Zeit, zum 14:14 vor dem letzten Duell des Abends – spannender konnte es am letzten Kampftag nun wirklich nicht werden.


WKG-Mittelgewichtler Ansgar Reinke (80 kg/FR) stand den Deutschen Meister Lucas Kahnt gegenüber, der Markneukirchner in 8 Kämpfen der laufenden Saison ungeschlagen, kassierte zwei Passivitätsverwarnungen, die am Ende den Ausschlag über Sieg und Niederlage gaben. „Gibt der Kampfrichter am Ende Kahnt die zweite Verwarnung, wie es international bei Duellen ohne technische Wertungen gehandhabt wird, dann gewinnt Reinke mit der letzten Wertung und wir den Kampf“, ärgerte sich WKG-Trainer Andre Backhaus über die hauchdünne 14:15-Niederlage, die aus seiner Sicht eigentlich auch den gesamten Saisonverlauf widerspiegelt.


Auf der anderen Seite ein überglücklicher Trainer Tino Hempel, der seine Mannschaft, aber auch das Publikum immer wieder aufpeitschte und antrieb, „… jeder hat für jeden gekämpft, die Mannschaft ist zusammengewachsen und hat trotz der viele Ausfälle den Sieg aus dem Feuer gerissen“, verweist Hempel aber auch darauf, dass es bislang noch nicht vielen Teams gelungen ist, eine ganze Saison verlustpunktfrei zu beenden.


Freude gab es bei der WKG Markneukirchen/Gelenau schon am Freitagabend, denn der KSV Rimbach verlor das vorgezogene West-Derby bei der RKG Reilingen/Hockenheim klar mit 5:18, Reilingen blieb damit hinter der WKG Markneukirchen/Gelenau in der Abschlusstabelle zurück, die damit den Bronzerang in der zweiten Bundesliga Ost schon vor der Begegnung beim RSV Rotation in der Tasche hatte.


Jörg Richter


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